Die kreative Gestaltung des Österreich Pavillons für die Weltausstellung 2005 in der Provinz Aichi in Japan (in der Nähe der Millionenstadt Nagoya) war mittels Verhandlungsverfahren EU-weit ausgeschrieben. Insgesamt 42 interdisziplinäre Kreativteams haben ihre Projekte eingereicht; eine unabhängige Jury wählte die 5 besten Projekte zur Präzisierung ihrer Ideen aus. Unser Projekt „The Slope – Austrian Sensations for Japan“ hat letztendlich überzeugt und wurde als Siegerprojekt ausgewählt und zur Umsetzung beauftragt. Am 25.3.2005 wurde der Österreich Pavillon auf der EXPO 2005 in Aichi feierlich eröffnet.
Erfolg auf allen Linien
Als Ende September die EXPO 2005 ihre Tore geschlossen hat, konnte der Österreich Pavillon auf 1,8 Millionen Besucher verweisen (im Vergleich dazu: Der deutsche Pavillon verzeichnete nur rund 700.000 Besucher). Das Konzept aus Klischee, Fun-Faktor und Präsentation hat sich als großer Erfolg erwiesen.
Die Kunst des Lebens
Der österreichische Beitrag auf der Weltausstellung 2005 widmete sich dem Subthema „Die Kunst des Lebens“ und sollte drei konkrete Lebensbereiche und Leistungsfelder präsentieren, in denen Österreich zu den besten der Welt gehört:
- Musik als eine Kunstform des Lebens, die von Mozart über das Rauschen der Wälder bis hin zu dem Sound von High-Tech-Motoren reicht
- Holz als natürlicher Werkstoff, der sich in Österreich mit Architektur und herausragender Ingenieurskunst verbindet
- Gesundes Leben in Österreich, als Zeichen der Top-Lebensqualität in Österreich im internationalen Vergleich
Diese Themenfelder definierten den inhaltlichen Rahmen des Gestaltungskonzeptes und wurden in unserem Entwurf genau berücksichtigt. Im Zentrum unserer Überlegungen stand jedoch auch die Frage, wie man diese Werte jenseits von Worten über alle kulturellen Grenzen hinweg verständlich machen kann: logische Konsequenz der Überlegungen war die Sprache der Sinne. Und so präsentierte sich auch unser Projekt:
Eine Bühne der Sinneserfahrungen
Unser Entwurf ist eine Bühne der Sinneserfahrungen – sich im Walzertakt bewegen, den Duft einer Heuwiese riechen, die Kälte der Schneebar spüren, Apfelstrudel schmecken. Natur- und Kulturerleben konzentriert auf ihre wesentlichen Essenzen. Mit Österreich-Klischees wird dabei auf intelligente Weise gespielt. So ist auch die Hauptattraktion des Pavillons zu verstehen: The Slope – ein innovatives Paradebeispiel österreichischen Holzbaus und gleichzeitig zentrale Aktions- und Interaktionsfläche für eine Vielzahl von Ereignissen. The Slope ist eine Bühne für österreichische Lebenskultur und Leistungen. Aber auch eine augenzwinkernde Einladung an BesucherInnen aus aller Welt, auf Österreich so richtig abzufahren. Die außergewöhnliche Leimholzkonstruktion lässt auch ungewohnte Bewegungsarten wie das Rodeln zu. The Slope ist als Zitat eines Berges zu verstehen, reduziert auf das Erleben der schiefen Ebene.
Der Pavillon selbst war eine von den Veranstaltern zur Verfügung gestellte, simple Kubatur. Lediglich in die Gestaltung der Fassade konnten die Teilnehmerländer der EXPO eingreifen: den Österreich Pavillon zierte ein überdimensionales Gemälde des österreichischen Künstlers Herbert Brandl. Im Erschließungsbereich war die Fassade transparent gestaltet und ermöglichte den wartenden Besuchern bereits einen Einblick auf „The Slope“.
Im Inneren durchwanderte der Besucher zunächst mehrere Rauminstallationen (Alles Walzer, Der Duft Österreichs, Eisbar) bevor er auf die skulptural expressive Holzkonstruktion gelangte. Mit dem Themenbereich „Alles Walzer“ fanden die Besucher am Beginn ihrer Wanderung ein Österreich-Bild ihrer Erwartung: mit den Requisten Kristallluster, Spiegel und edlem Parkettboden wurde eine Ballsaalatmosphäre geschaffen; zu kräftiger Walzermusik wurde man aufgefordert, ein paar Walzerschritte zu wagen.
Die Rauminstallationen „Der Duft Österreichs“ widmen sich vorwiegend den haptischen Sinneserlebnissen und bieten den Besuchern Reize rund um die Themen Wasser und Wiesen. Die Eisbar simuliert anschließend, wie Schnee und Kälte Raum, Stimmung und Akustik verändern. Die Wände sind teilweise mit Eis bedeckt, Lodenballen bieten Sitzgelegenheiten. Über eine geschwungene Treppe gelangt man von hier aus eine Ebene höher und betritt damit erstmals „The Slope“. Auf dieser erhöhten Plattform befindet sich die Pavillon Gastronomie, wo typisch österreichische Speisem genossen werden können. Zum tiefsten Punkt der Slope gelangt man entweder zu Fuß über mehrere Niveausprünge oder ganz flott mittels Rodel (auf in das Holz eingelassene Teflonschienen).
Die Konstruktion „The Slope“ war jedoch mehr als nur Skulptur oder lustige Schlittenfahrt. Eine ausklappbare Eventbühne ermöglichte Konzerte und Präsentationen und machte sie damit zur Interaktionsfläche.
Linktipp: EXPO Aichi/Japan